Startseite » Estorya lang ni Heiko
Blog

Estorya lang ni Heiko

Heiko Eckard – Samstag, 4. September 2021 – Untouchables – Ich hatte mich aufgeregt, passiert ab und an, ich bin duennhaeutig. Jemand hatte eine Seite im Wohnzimmer verlinkt, fuer die niemand verantwortlich zeichnet. Offensichtlich war die Seite von einem Programm generiert, und das stank mir, denn auf der Seite wurden unsinnige Behauptungen aufgestellt, also – FakeNews in die Welt gesetzt. Da wollte ich eben wissen, wer sowas tut, denn das Wohnzimmer ist mir heilig. Es ist der einzige Ort, wo ich mich frei zu dem aeuszern kann, was mir im Kopf herumspukt – also zum Beispiel das, was ich gerade schreibe.

Wenn man nicht weisz, wer etwas getan hat, fragen gewoehnliche TV-Detektive, wer etwas davon weisz. Das uebersetzt sich in die Google-Suche, wer auf diese Webseite verweist, und da fand ich, dass die Webseite “mustsharenews” die einzige Seite ist, die auf die Seite verweist, die mich aufregte. Diese Seite sagt unter “About MS News” ueber sich selbst: “MS News provides news for the social media generation, covering the most important stories for millenials. We strive to provide factual-based reporting that younger Singaporeans can relate to.”

Die “MS News” hat Fotos von den Verantwortlichen, offensichtlich junge Singaporeans, ich kenne keinen davon. Aber die produzieren ja auch nicht fuer mich, sondern fuer “millenials”, von denen ein alter Knopf wie ich nicht genau weisz, wer das nun sein soll. Nach allem, was ich davon gelesen habe, gehoere ich kaum dazu.

Mir scheint nun – das sind jetzt Vermutungen, im Krimi wird immer davor gewarnt, das sei “jumping to conclusions” – dass es sich da um ein “Start-Up” handelt, das Fragen in die Welt wirft, die Antworten sammelt, denen ein statistisches Gepraege verpasst und dann als Auswertung einer Umfrage ins Netz stellt. Das Indiz, das mich zu dieser Annahme verleitet, ist der Satz: “Die Gehaltsdaten basieren auf Gehaltsumfragen, die auf dieser Seite hinzugefuegt wurden.” Das klingt nach Automat, und da meldet sich der “Deep-Throat”-Hinweis: “Follow the money!” Man verdient an den Klicks, die andere verursachen, wenn sie ihre Daten beisteuern.

Das ist legitim.

Darueber reg ich mich nicht auf. Selber Schuld, wer reinklickt. Das ist die moderne Version des Blumen- oder Erdbeerfeldes, wo der Kunde schneidet oder pflueckt, und am Ausgang zaehlt jemand die Blumen oder wiegt die Erdbeeren und kassiert nach der ausgehaengten Preisliste. Warum soll er sich die Arbeit machen, wenn das der Verbraucher selbst tun kann?

Bei Blumen und Erdbeeren weisz man, was man am Ende davon hat, doch weisz man das auch bei “generierten Nachrichten”?

Ich habe mal irgendwo geschrieben, “Alle maschinell erzeugten Texte sind sinnlos”, und hier haben wir ein schoenes Beispiel dafuer. Der Sinn eines Textes liegt nicht in den Worten, sondern in der menschlichen Unterhaltung. Der Erzaehler fuehrt mit Worten als Hinweisen auf die Richtung, den Zuhoerer dorthin, wo jener dann sieht, was der Erzaehler ihn sehen machen will.

Dass jener sich fuehren laesst, hat seinen Grund darin, dass er dem “Fuehrer” vertraut, weil das seine Eltern sind, weil das der Lehrer ist, weil das der Nachbar ist, den er kennt, weil – das ein Mensch ist.

Was aber, wenn dahinter kein Mensch mehr steht, sondern ein Algorithmus, den ich nicht kenne?

Naehern wir uns der Frage auf einem anderen Weg. Ich kann mit einem Zigaretten-Automat nicht den Preis diskutieren – friss Vogel oder stirb! Mit dem Haendler auf dem Markt, kann ich den Preis diskutieren. Ein Automat verantwortet nichts, nur Menschen sind dafuer verantwortlich, was sie sagen.

Aus diesem Grund lehne ich es ab, Aussagen zu diskutieren, die auf einer – fuer mich offensichtlich – maschinell erzeugten Seite stehen. Ich habe meinen Einwand zur Diskussion geloescht, weil man im Wohnzimmer dazu offenbar anderer Meinung ist – Meinungsfreiheit.

Touchables – Kommen wir nun zu den Nachrichten und Meinungen, hinter denen Menschen stehen. In seiner Kolumne in der “Times” mit der Ueberschrift “Vaccine deaths in Mindanao?” spricht Mauro Gia Samonte ein ganz heiszes Eisen an. In Zeiten der Pandemie ist es eine Todsuende, Wirksamkeit oder Nebenwirkungen der Impfung zu diskutieren.

Nun sind aber, wie Samonte berichtet, in Misamis Oriental zwei Paare nach der Impfung gestorben. Ich erspar mir den Namen des Impfstoffes, weil es nicht darum geht, sondern um die Reaktion. Der Fall wird untersucht, doch noch bevor diese Untersuchung abgeschlossen ist, veroeffentlicht ein Offizieller bereits eine Erklaerung, die den Hersteller des Impfstoffes von aller Schuld freispricht.

Samonte zitiert dann einen Arzt, der ausfuehrt, dass es Besonderheiten bei den Betroffenen geben kann, dass diese auf den Impfstoff nicht wie gewuenscht reagieren. Man muss also die Untersuchung wirklich abwarten, ob die zu einem Ergebnis fuehrt, oder ob man dann am Ende der Wissenschaft landet, dem “ignoramus et ignorabimus ~ wir wissen es nicht und wir werden es niemals wissen”.

Es ist eine menschliche Schwaeche, Antworten zu geben, auch da, wo Antworten unmoeglich sind. So entsteht Religion, die das Fragen ueber die Antwort hinaus verbietet – Exkommunikation oder Aergeres – oder eine Verschwoerungstheorie. Das ist dasselbe Strickmuster, und sie laufen wieder darauf hinaus, dass man dem vertraut, der einen zu diesem oder jenem Glauben oder Aberglauben bringt. Der erste, der das in seiner Tragweite erkannt hat, war der Kirchenvater Augustinus. Auf ihn – nicht auf Jesus mit seinem “Lasset die Kindlein zu mir kommen” – geht die Kindstaufe zurueck. Man bekommt seinen Glauben verpasst, bevor man zu widersprechen gelernt hat.

Auf wen dann dies oder jenes zurueckzufuehren ist, verschwimmt in der Historie oder in der Hierarchie jener, die zu diesem oder jenem das Sagen haben.

Was dahinter steckt, weisz man nicht “a priori ~ von vornherein”. Es bedarf langwieriger Untersuchungen einer Sache auf den Grund zu gehen. Das zeigt sich nicht nur in der Frage nach dem Ursprung des “China-Virus”. Man behauptet irgendwas, und wenn jemand nicht mitspielt, dann “verschweigt” er etwas, was dann gut als “begruendeter Anfangsverdacht” herhalten kann.

Wir kennen die Beispiele. So kann Praesident Rodrigo Roa Duterte behaupten, dass – “Bulletin ~ Duterte accuses Gordon of using Red Cross funds for VP bid in 2022 polls” – auch wenn es dafuer keinen Grund gibt. Aber Senator Richard Gordon hat nun erstmal damit zu tun, den Schmutz loszuwerden, der da auf ihn geworfen wurde. Duterte will, dass das PRC (Philippine Red Cross) von der COA (Commisson on Audit) untersucht wird, was Bloedsinn ist. Die COA ist nur fuer Regierungs-Einheiten zustaendig, der privaten Organisation des PRC hat sie nichts zu sagen.

Warum tut Duterte das?

Es ist Wahlkampf, dessen Ab- und Hintergruende sind es, die mich manchmal zweifeln lassen, ob ich dazu ueberhaupt noch schreiben soll. Manche Aussagen sind derart beliebig, als wuerden sie von Zufalls-Automaten erzeugt.

Damit waere ich wieder bei den “Untouchables”, die ich nicht will. Ich halte mich an die “Touchables”, die einen Namen und ein Gesicht haben. Aber was, wenn die so reden, als haetten sie einen Automaten als Souffleur?

Ein Leser hat mal geschrieben, dass ich ihm Sachen so schoen erklaert habe. Das ist ein unabsichtlicher Nebeneffekt, gegen den ich mich aber nicht wehre. Ich schreibe, um mir diese durcheinandere Welt der Blaetter verstaendlich aufzubereiten. Ob das heute irgendjemand sonst weitergeholfen hat, muss der Leser selbst wissen.

Ich wuensche ein schoenes Wochenende.

Gemaesz “Wohnzimmer”, “Manila Times”, “Manila Bulletin” u.a. uebersetzt mit DeepL.

Add Comment

Click here to post a comment