Heiko Eckard – Montag, 30. August 2021 – Helden und andere – Schon letztes Jahr fiel es mir schwer, ueber etwas zu schreiben, was sich blosz wiederholt und nichts Neues bringt – den National Heroes Day. Er fiel letztes Jahr auf den 31. August, weil – wie ich bei “klajoo” lese – Praesidentin Gloria Macapagal Arroyo den Feiertag auf den letzten Montag im August verschoben hat, also heute. Ich wiederholte da, was ich im Jahr zuvor geschrieben hatte, und das wollte ich nicht nochmal tun – es kann in meinem Blog nachgelesen werden.
So hatte ich keine Idee, wie ich mich um den Tag druecke, bis ich im “Bulletin” auf den Artikel stiesz mit der Ueberschrift “A modern hero: ‘Just bomb my location, sir!’”
Der Artikel erzaehlt die Geschichte des “Private First Class Dhan Ryan Bayot, ein junger Soldat der philippinischen Armee, der 2017 bei der Belagerung von Marawi City ums Leben kam.” Er wurde mit seiner Einheit an vorderster Front losgeschickt, ein Gebaeude abzudecken, in dem sich Maute-Rebelen verschanzt hatten. Am zweiten Tag der Kaempfe wurden sie von den Rebellen angegriffen. Die Bitte um Verstaerkung per Funk war nicht zu erfuellen, alle Zugaenge zu ihnen waren abgeschnitten.
“ Nach Stunden der Kämpfe wurden alle fünf “bok” (Kameraden) von Bayot von den Terroristen getötet. Zum letzten Mal gelang es ihm, den befehlshabenden Offizier zu kontaktieren, dem er seine Koordinaten mitteilte und eine Bitte äußerte, die seine Vorgesetzten überrumpelte: “Bombahin niyo na lang ang location ko, sir! ~ Bombardieren Sie einfach meinen Standort, Sir!” ”
Bayots Leichnam wurde vier Tage spaeter geborgen, als man die Rebellen dort verdraengt hatte.
“ Für seine heldenhaften Taten wurde Bayot mit dem Lapu-Lapu-Orden ausgezeichnet, einem nationalen Verdienstorden in Anerkennung seines “unschätzbaren oder außergewöhnlichen Dienstes” während der Ausübung seiner Pflicht.”
Die Geschichte erinnert an die Schach-Legende, als in vergangenen Zeiten orientalische Potentaten das Spiel mit lebenden Figuren bestritten, bei denen der Begriff “eine Figur schlagen” seine eigene, blutige Bedeutung hatte. Da es um ihr Leben ging, waren die “Spieler” sehr am Verlauf des Spiels interessiert und kannten sich in den Regeln aus. Als in einer Situation einer der Herren in tiefes Gruebeln verfiel, rief ihm sein “Springer” schlieszlich zu: “Nun opfere mich doch schon auf f5!”
Die Legende laesst offen, ob der legendaere Potentat dem Wunsch des “Springers” entsprochen hat. Im Falle des Private First Class Bayot war das nicht der Fall. Er wurde von den Rebellen massakriert und Schnittwunden an seinem Hals zeigten, dass sie ihn wohl zu enthaupten versuchten.
Es schmaelert Bayots Verdienst nicht, wenn ich es neben dieses “Maerchen aus tausendundeiner Nacht” stelle. Schlimmer waere, den Rat von Senator Christopher “Bong” Go an Minister Francisco Duque zu zitieren, “das höchste Opfer zu bringen.”
Nein, der sollte sich nicht aufhaengen. Die Zeiten sind vorbei, als chinesische Kaiser ihren unfaehigen Beamten ein Seidentuch ueberreichen lieszen, es entsprechend zu verwenden. In der Causa Duque ging es nur um dessen Ruecktritt, der aber offenbar sehr viel mehr Mut erfordert – Duque ist immer noch Gesundheits-Minister.
Politiker sind nun mal keine einfachen Soldaten oder “Springer”, sie agieren auf hoeherer Ebene und verschieben “Kraefte”. Hierzu passt die heutige Kolumne von Rigoberto Tiglao in der “Times” mit der Ueberschrift “Actions have consequences, always”, in der er schreibt:
“ Am 14. April kündigte Präsident Joe Biden an, dass die US-Truppen im Mai mit dem Abzug aus Afghanistan beginnen würden, der am 11. September, dem Jahrestag der Anschläge auf das World Trade Center, die den Einmarsch in das Land vor zwei Jahrzehnten auslösten, abgeschlossen werden sollte.”
Kaum hatte Biden das gesagt, brach Afghanistan zusammen und warf alle Plaene ueber den Haufen, aehnlich wie vor laengerer Zeit Richard Nixons Ankuendigung der “Vietnamisierung” Vietnams – die von den USA gestuetzte Regierung moege sich selbst erhalten – dort zu deren Ende fuehrte.
Von dort macht Tiglao einen gewagten Schlenker zur South China Sea, als die Aquino-Regierung mit dem Gang zum Haager Schiedshof China dazu brachte, Inseln dort zu befestigen und nun tatsaechlich das Meer dort zu beherrschen. Tiglao findet:
“ Es ist Präsident Rodrigo Duterte zu verdanken, dass er den ohnehin nutzlosen Schiedsspruch auf Eis gelegt und die kriegerische Politik seines Vorgängers gegenüber China aufgegeben hat. Der Grund dafür ist sein gutes Gespür für das Sprichwort “Handlungen haben Konsequenzen”. Er sagte, dass die Verfolgung unserer Ansprüche gegen China einen Krieg zwischen den beiden Ländern zur Folge haben könnte, den wir zweifellos verlieren würden.”
Es gehoert Mut dazu, einer Welt zu widersprechen, die alle moeglichen Ausreden erfindet – vom “China-Virus” ueber “verletzte Menschenrechte” bis hin zur gepriesenen “Freiheit der Meere” – sich China zum Feind zu machen.
Welchen Mut braucht es, sich China zum Freund zu machen?
Praesident Rodrigo Roa Duterte hat diesen Mut, und es schmaelert sein Vedienst nicht, wenn ich gestern schrieb, es sei besser, fuer die Nachfolge juengere Kraefte ins Auge zu fassen, statt dem alten Herrn, der sein Zenit ueberschritten hat, noch eine sechs-jaehrige Vize-Praesidentschaft aufzubuerden, in der er nichts tun, sondern sich nur karikieren kann.
Ob die von mir – und anderen – ins Auge gefassten Personen die Richtigen sind, wer kann das wissen? Sicher ist nur – “actions have consequences”. Doch welche Folgen das auch immer haben mag, eines bleibt. Und das ist die Weissagung, welche Tiglao in seiner Kolumne vom 24. Oktober 2016 aeuszerte:
“ Wenn Präsident Duterte seine Amtszeit beendet, und ich glaube er wird, und wenn er nicht seine Sicht der Welt und unseres Platzes darin ändert, und ich glaube nicht er wird, werden Gelehrte in der Zukunft die moderne philippinische Geschichte aufteilen in die Periode ‘before Duterte’ (BD) und ‘after Duterte’ (AD).”
Warum sollte man da noch eins draufsetzen?
Gemaesz “klajoo”, “Manila Bulletin”, “Manila Times” u.a. uebersetzt mit DeepL.
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