Heiko Eckard – Samstag, 14. August 2021 – “Hospitals near full capactiy”… – …ist die Schlagzeile des “Standard”, und damit ist eigentlich alles Wichtige fuer den Tag und die naehere Zukunft gesagt. Ja, man impft wie verrueckt dagegen an, doch die Delta-Variante nimmt die Philippinen ein, aehnlich absehbar, wie die Taliban Afghanistan einnehmen: man sieht es kommen und nimmt es hin – was sollte man sonst tun?
Ich weisz, der Vergleich hinkt. In Afghanistan koennte “man” etwas tun, aber “man” will nicht. In den Philippinen “will” man etwas tun, aber man “kann” nicht – wenigstens nicht so schnell, wie man moechte. Und das bringt mich zu dem Thema, das ich von gestern wieder aufgreife: Glauben ist keine Frage des Wissens, sondern eine Frage des Wollens.
Dieses Wollen, bzw. der Wille, der dahinter steckt, ist eine komplexe Sache, ueber die schon andere nachgedacht haben, z.B. Arthur Schopenhauer in seinem Werk “Die Welt als Wille und Vorstellung”. In meinem Buch “Das Geheimnis des Elfenbeinturms” schrieb ich dazu – ich zitier mich mal selbst –
Zitatbeginn:
“ Schopenhauer faßt sein Werk Die Welt als Wille und Vorstellung selbst am Ende so zusammen, daß die Welt die Selbsterkenntnis des Willens ist. Dieser Wille darf dabei nicht als einzelnes Wesen gesehen werden, in dem Einzelnen zeigt sich dieser Wille nur:
“ <Wie die zerstäubenden Tropfen des tobenden Wasserfalls mit Blitzesschnelle wechseln, während der Regenbogen, dessen Träger sie sind, in unbeweglicher Ruhe fest steht, ganz unberührt von jenem rastlosen Wechsel; so bleibt jede Idee, d.i. jede Gattung lebender Wesen, ganz unberührt vom fortwährenden Wechsel ihrer Individuen. Die Idee aber, oder die Gattung, ist es, darin der Wille zum Leben eigentlich wurzelt und sich manifestiert: daher auch ist an ihrem Bestand allein ihm wahrhaft gelegen. Z.B. die Löwen, welche geboren werden und sterben, sind wie die Tropfen des Wasserfalls; aber die leonitas [Löwheit], die Idee, oder Gestalt, des Löwen, gleicht dem unerschütterten Regenbogen darauf. Darum also legte Plato den Ideen allein, d.i. den species, den Gattungen, ein eigentliches Sein bei, den Individuen nur ein rastloses Entstehen und Vergehen. Aus dem tiefinnersten Bewußtsein seiner Unvergänglichkeit entspringt eigentlich auch die Sicherheit und Gemütsruhe, mit der jedes tierische und auch das menschliche Individuum unbesorgt dahin wandelt zwischen einem Heer von Zufällen, die es jeden Augenblick vernichten können, und überdies dem Tod gerade entgegen: aus seinen Augen blickt inzwischen die Ruhe der Gattung, als welche jener Untergang nicht anficht und nicht angeht. Auch dem Menschen könnten diese Ruhe die unsichern und wechselnden Dogmen nicht verleihen. Aber, wie gesagt, der Anblick jedes Tieres lehrt, daß dem Kern des Lebens, dem Willen, in seiner Manifestation der Tod nicht hinderlich ist.>
“ Auch wenn Duns Scotus über dergleichen schon mal nachgedacht hat, der Autor streifte diesen Punkt beiläufig, und der umsichtige Jungschelm wird erinnern, daß auch Berkeley einen Willen hinter den Erscheinungen sah, dem er dann jedoch rasch den Begriff Gottes anheftete – trotz alledem ist an diesen Gedanken eben doch neu, daß hier der Wille als eigene Grundfähigkeit in die Philosophie eingeführt wird, die sonst immer nur von vernünftiger Erkenntnis sprach und sich einigermaßen schwer tat, wenn irgend etwas nicht ganz so vernünftig war. Neu ist auch der Gedanke, daß der Einzelne, der seit Descartes das Denken bestimmt hatte – ich denke, also bin ich – und der mit Ich und Nicht-Ich dann seinen finalen Salto mortale unter der philosophischen Zirkuskuppel drehte, daß dieser Einzelne bei Schopenhauer nur als eine Ausprägung dieses blinden Willens erscheint, der in seiner Verwirklichung auf die kläglichen Fähigkeiten dieses Einzelnen angewiesen ist, der angestrengt in der Welt da draußen Dinge zu erkennen sucht, die doch alle da drinnen sind, in seinem Kopf, wie ja auch das Werk so beginnt:
“ <»Die Welt ist meine Vorstellung:« – dies ist die Wahrheit, welche in Beziehung auf jedes lebende und erkennende Wesen gilt; wiewohl der Mensch allein sie in das reflektierte abstrakte Bewußtsein bringen kann: und tut er dies wirklich; so ist die philosophische Besonnenheit bei ihm eingetreten. Es wird ihm dann deutlich und gewiß, daß er keine Sonne kennt und keine Erde; sondern immer nur ein Auge, das eine Sonne sieht, eine Hand, die eine Erde fühlt; daß die Welt, welche ihn umgibt, nur als Vorstellung da ist, d.h. durchweg nur in Beziehung auf ein Anderes, das Vorstellende, welches er selbst ist.>
“ <Im Grunde aber sind wir mit der Welt viel mehr Eins, als wir gewöhnlich denken: ihr inneres Wesen ist unser Wille; ihre Erscheinung ist unsere Vorstellung. Wer dieses Einssein sich zum deutlichen Bewußtsein bringen könnte, dem würde der Unterschied zwischen der Fortdauer der Außenwelt, nachdem er gestorben, und seiner eigenen Fortdauer nach dem Tode verschwinden: Beides würde sich ihm als Eines und das Selbe darstellen, ja, er würde über den Wahn lachen, der sie trennen konnte.>
”Zitatende.
Was Schopenhauer da in der Begrifflichkeit des beginnenden 19. Jahrhunderts als “Vorstellung” beschreibt, loest sich in der Philosophie der Geschichten in Geschichten auf, mit denen es die Welt zu fassen versucht, die Schopenhauer als einen unerkannten “Willen” versteht.
Wille ist nicht das, was ich mir bewusst vornehme zu tun – niemand nimmt sich vor zu leben – es ist das, was nicht mehr hinterfragt wird. In der Religion beschreibt der Katechismus den Kern des Glaubens als das, was nicht hinterfragt werden darf. Wer das tut, findet sich rasch auszen vor, oder – in frueheren Zeiten – auf den Scheiterhaufen.
Wenn ich somit davon spreche, dass Glauben eine Sache des Wollens ist, denn geht es nicht darum, dass sich jemand dieses oder jenes vornimmt und dementsprechend handelt. Der Glaube hat eine Grenze, die der Glaeubige nicht ueberschreiten kann, ohne selbst Schaden zu nehmen – was niemand wollen kann.
Von daher versteht sich, dass man ueber das Wissen streiten und argumentieren kann, ueber den Glauben nicht. Das sind letzte Geschichten, an die man nicht ruehren darf.
Ich wuensche ein schoenes Wochenende.
Gemaesz “Manila Standard” u.a.
Warum sollte es hier anders sein als in der Rest der Welt?
Mehr Impfungen führen eigenartiger Weise zu mehr Infektionen die im Krankenhaus behandelt werden müssen.
Da beißt sich der Hund selber in den Schwanz.
Viele Grüße aus Bohol
Stefan
Hallo
„Mehr Impfungen führen eigenartiger Weise zu mehr Infektionen die im Krankenhaus behandelt werden müssen.“
Sorry, das stimmt so nicht.
Das Auftauchen einer ansteckenderen Variante (Delta),
ist die Ursache. Und nicht die Impfung.
Grüße aus derzeit Mosambik.
Christoph