Startseite » Filipino erzählt, wie er nach Belgien gelockt wurde, um illegal auf einer Baustelle zu arbeiten
Ausland

Filipino erzählt, wie er nach Belgien gelockt wurde, um illegal auf einer Baustelle zu arbeiten

Antwerpen, Belgien – Ein Filipino hat im Nachrichtenmagazin Terzake des öffentlich-rechtlichen Rundfunks VRT erzählt, wie er nach Belgien gelockt wurde und als illegaler Arbeiter auf der Baustelle von Borealis im Hafen von Antwerpen ausgebeutet wurde. – klajoo.com – Der Filipino erfuhr erst nach der Razzia der Sozialinspektion Anfang Juli, dass er und seine Arbeitskollegen aus den Philippinen und aus Bangladesch keine gültigen Papiere hatten.

Anfang Juli flog ein Menschenhandel mit illegal beschäftigten und ausgebeuteten Arbeitern beim Bau eines Chemiewerks von Borealis im Hafen von Antwerpen auf. Die Arbeiter aus den Philippinen und aus Bangladesch waren von der französisch-italienischen Baufirma IREM-Ponticelli ohne gültige Papiere eingesetzt und stark unterbezahlt worden (knapp 650 Euro pro Monat bei sechs Arbeitstagen die Woche). In der Zwischenzeit haben sich 174 mögliche Opfer des Menschenhandels gemeldet.

In Terzake erzählt einer von ihnen, man habe ihm in Aussicht gestellt, dass er in Belgien als Rohrschlosser genug verdienen würde, um seine Familie mit drei Kindern und den Rest seiner Familie auf den Philippinen zu unterstützen.

Zusammen mit vielen Landsleuten, aber auch Menschen aus Bangladesch und anderen Ländern, wurde Fernando versprochen, dass er in Belgien mit dem Schweißen von Rohren gutes Geld verdienen würde.

Konkret erhielten der Mann und seine Kollegen einen Vertrag für knapp 7,5 Euro pro Stunde: “Auf meine Frage, warum das so wenig sei, antwortete man mir, dass man damit so viele Steuern wie möglich vermeiden wolle.” Zusätzlich zu diesem Vertrag gab es eine mündliche Vereinbarung, dass die Männer 8,5 Euro erhalten sollten, womit sie aber immer noch unter dem gesetzlichen Mindestlohn lagen, den Handwerker in diesem Sektor verdienen müssen. In der Praxis bekamen sie jedoch nicht einmal diese 7,5 Euro pro Stunde.

Wie sich nach einer Razzia der Polizei und der Sozialinspektion auf der großen Borealis-Werft im Juli herausstellte, war alles ein Schwindel: “Erst da habe ich erfahren, dass wir keine gültigen Dokumente hatten, weder Arbeitserlaubnis noch Aufenthaltsgenehmigung. In diesem Moment wurde mir klar, dass wir Opfer von Menschenhandel waren.”

Die Männer waren von der portugiesischen Firma R.B. angeworben worden, die die Arbeiter an das italienische Bauunternehmen IREM vermittelte, das sie dann bei Borealis einsetzte: “Normalerweise hätte IREM unsere Papiere prüfen müssen. Aber warum hat uns IREM angenommen, wenn unsere Papiere nicht in Ordnung waren?”

Nach Bekanntwerden des Skandals im Juli kündigte Borealis die Verträge mit dem italienisch-französischen Zulieferer, stellte die Arbeiten auf der Baustelle vorübergehend ein und verschärfte Berichten zufolge die Kontrollen bei anderen Arbeiten.

Am Donnerstag gab Borealis außerdem bekannt, dass der Großteil der Verträge neu ausgeschrieben werde. Das könnte dem österreichischen Unternehmen teuer zu stehen kommen, denn die Werft liegt zurzeit still und es ist äußerst schwierig, qualifiziertes Personal zu finden.

Nach Bekanntwerden des Menschenhandels wollte der Auftragnehmer IREM die ausländischen Arbeitnehmer so schnell wie möglich aus Belgien nach Griechenland verschwinden lassen, erzählt der Mann anonym weiter in Terzake.

Der Mann, der als Opfer der Ausbeutung von seiner Erfahrung erzählte, macht sich besonders Sorgen um seine Familie auf den Philippinen und um seine schulpflichtigen Kinder, weil ich ihnen wegen all dem, was wir hier durchmachen, kein besseres Leben bieten kann. Wir sind arbeitslos und versuchen, das Lebensmittelgeld, das wir von Payoke erhalten, zu teilen, damit wir unseren Familien etwas Geld schicken können.

55 Filipinos und Bangladescher weigerten sich zu gehen und meldeten sich als Opfer eines internationalen Menschenhandels. Später meldeten sich noch andere Arbeitnehmer aus anderen Ländern, sodass insgesamt 174 Personen von der Ausbeutung betroffen waren. Laut der Hilfsorganisation Payoke, die sich in Belgien um die Opfer von Menschenhandel kümmert, ist es wohl der größte Fall je in Belgien. Payoke bedauert, dass man wohl nicht allen Opfern helfen können wird. – vrt/RM

Add Comment

Click here to post a comment