Cebu – Der Supertaifun Odette (internationaler Name Rai) zog am Donnerstagabend, den 16. Dezember 2021, über Compostela und Cebu.- klajoo.com – Wir berichten, wie wir bei klajoo den Supertaifun erlebten und was danach alles auf uns zukam.
16. Dezember 2021, Donnerstag, der Supertaifun:
Um 11:00 Uhr hat die Philippine Atmospheric, Geological & Astronomical Services Administration (PAGASA) Sturmsignal 4 für den Osten von Bohol gegeben, kein gutes Zeichen, da dies nun auch für Cebu zu erwarten war.
Um 14:00 Uhr gibt die PAGASA dann das Sturmsignal 4 auch für das zentrale Cebu aus, während der Landfall für 23:00 Uhr, zwischen Sibonga und Dalaguete vorher gesagt wird.
Um 16:57 Uhr, während wir auf das 17:00 Uhr Taifun Update #12 warten, wurde der Strom, nach mehreren umgestürzten Strommasten, von unserem Stromversorger Cebu Electric Cooperative Inc. (CEBECO) II abgeschaltet.
Gegen 17:30 Uhr wurden, die bis dahin ankommenden Strumböen wesentlich stärker und kamen nun ununterbrochen an. Die ersten Palmen und Bäume werden entwurzelt.
Gegen 18:00 Uhr kommen die ersten Meldungen, dass der nun Supertaifun Odette schon um 21:00 Uhr über Sibonga Landfall machen wird. Was für uns bedeutete, dass das Schlimmste in etwa 2 bis 3 Stunden vorbei sein wird.
Um 18:59 Uhr fiel dann, das bis dahin flotte Mobildata von DITO aus, während Smart schon vorher viel zu träge war. Auf dem Hausdach gab es immer wieder Aufschläge, von den abgerissenen Zweigen von zwei riesigen Pinienbäumen, vom Nachbargrundstück.
Gegen 20:00 Uhr erreichte STY Odette, hier vor Ort in Compostela seinen Höhepunkt. Zweige und Äste der uns umgebenen Bäume schlagen nun ununterbrochen auf dem Hausdach ein.
Gegen 20:30 Uhr flog die Hälfte einer Baumkrone, eines etwa 5 Meter entfernten Baumes, vom Nachbargrundstück über die 2,50 Meter hohe Gartenmauer, in unseren Garten und landet auf den Wasserpumpen. Supertaifun Odette, ein sagenhaftes Inferno, einfach unfassbar was hier abgeht.
Gegen 21:00 Uhr ließ das Inferno etwas nach und aus dem gewaltigen Sturm, wurden wieder Sturmböen.
Gegen 22:00 Uhr wurde es deutlich besser, die Sturmböen waren im Vergleich zu vorher, zwar immer noch stark, machten uns aber nicht mehr dieselben Sorgen wie am Anfang.
17. Dezember 2021, Freitag, Tag 1 danach:
Die Nacht lag ich schlaflos im Bett, eigentlich sollte ich die klajoo News schreiben, aber ohne Strom und Internet geht halt nichts. Um 3:00 Uhr stehe ich dann auf, um nach draußen zu gehen, sehen, was STY Odette angerichtet hat. Der Tisch und die Stühle sind von der Terrasse gefegt, dafür ist sie nun mit abgerissenen Zweigen der benachbarten Bäume übersät. Über die Gartenmauer hängt ein Kamungay Baum, ein abgebrochener Ast eines Tamis Baum und eine Bananenstaude, leider ohne Früchte.
Ein Blick auf das Dach zeigte, dass die Satelittenschüssel noch steht, während die Zweige und Äste vom Dach in den Garten gefegt worden waren.
Gegen 4:00 Uhr kommen die Freunde von meinem Sohn an unserem Haus vorbei, sie waren bereits die knapp 2 Kilometer bis zum Markt im Ortszentrum von Compostela gelaufen. Sie berichten, dass das Dach der nahen Tankstelle jetzt senkrecht steht. Etwa 300 Meter weiter, war ein Schiff an der National Road gestrandet, gute 200 Meter vom Strand entfernt. Das wenige Meter weiter entfernte, lokale Strandressort „Green Lagoon“ hatte keine Uferbefestigung mehr, auch die Nippa-Schirme, Tische und Bänke sollen weg sein. Der Markt in Compostela ist auf der Rückseite total verwüstet worden, sagen sie.
Die Tankstelle fotografiere ich in der Früh, als es noch leicht regnet. Am Nachmittag gehe ich dann zu dem gestrandeten Schiff, dass aber fairerweise gesagt, wohl aus dem Trockendock der am Strand gelegenen Schiffswerft stammte. Danach gehe ich noch in das Green Lagoon, in der Einfahrt liegt ein umgekippter Krankenwagen, am Strand wurde alles verwüstet.
Was mir noch auffiel, es lief jeder ohne Gesichtsmaske herum.
Wir beginnen mit den ersten Aufräumarbeiten.
Smart hatte am späten Nachmittag, wieder ein Signal und ich konnte einige Texte beantworten.
18. Dezember 2021, Samstag, Tag 2 danach:
Ich sitze um 2:00 Uhr bereits auf der Terrasse, weil ich nicht mehr schlafen kann, sollte ja die klajoo News schreiben. Smart funktioniert noch, ich sende noch ein paar Texte, es dauert halt ein paar Minuten bis sie abgehen. Der Mobilfunk schafft jedoch nicht mehr als 2,5 Kilobyte per Sekunde (KBs), Facebook und WhatsApp kann man damit aber nicht öffnen.
Gegen 6:30 Uhr gehe ich zum Markt in Compostela. Auf der National Road liegen noch wie am Vortag die Bäume, von Aufräumarbeiten ist nichts zu sehen, jeder räumt erst vor seiner eigenen Türe auf.
Ich komme wieder an dem Schiff vorbei, das immer noch dafür sorgt, dass die Ceres Liner Busse anhalten, um ihren Passagieren ein Foto zu ermöglichen.
Am Markt angekommen, die Vorderseite steht noch, ist aber übersät mit Müll, der sich hoch auftürmt und aus dem Markt heraus geschwemmt worden war. Die Rückseite des Marktes grenzt einem etwa 100 Meter ins Meer aufgeschütteten Gebiet an, dessen Seawall von der stürmischen Brandung zerstört wurde und die Wellen ungehindert zum Markt dringen ließ. Hier ist alles total verwüstet.
Wie schon gestern in unserem Barangay, laufen auch hier im Ortszentrum, alle ohne Gesichtsmasken herum.
Wieder zurück im Haus, die Handpumpe funktioniert nicht, sie wurde genauso wie die elektrische Pumpe durch die angerissene Baumkrone des Nachbarn beschädigt. Ich will den Klempner anrufen, aber Smart hat erneut kein Signal mehr. Globe funktioniert hier angeblich, deren Mobilfunk ist aber nicht stabil.
Wir machen mit unseren Aufräumarbeiten weiter.
Auf dem Basketballplatz hinter dem Rathaus ist ein Generator aufgestellt, der das kostenlose Laden von Handys und anderen Gadgets erlaubt. Das Aufladen wird auch von Geschäftemachern inzwischen angeboten, die 20 PHP fürs Laden verlangen.
19. Dezember 2021, Sonntag, Tag 3 danach:
Es ist 1:30 Uhr, aber klajoo News schreiben ist ja nicht. Man macht sich Gedanken wie geht es weiter: „Wann haben wir wieder Strom, kann ich am Geldautomat Geld holen, wie die Rechnungen zahlen wenn kein Internet geht?“
Fotos sind alle gemacht, also ab an den nahen Strand, Morgenstimmung und den Sonnenaufgang fotografieren, als Abschluss für die Supertaifun Odette Bilderserie.
Weitere Aufräumarbeiten, es wird langsam wieder.
Der Klempner kommt und tauscht zwei Ventile an den beiden Pumpen aus, den Service lässt er sich gut bezahlen, aber wir haben wenigstens wieder Wasser.
CEBECO II Personal kommt und kontrolliert die Schäden. Sie hoffen bis zum 23. oder 24. Dezember alle Schäden beheben zu können, damit es ein „leuchtendes Weihnachten“ gibt, wie sie sagen.
20. Dezember 2021, Montag, Tag 4 danach:
Eine nahe Wasserstation hat einen Generator angeschafft, die Warteschlange ist lang, jeder bekommt aber nur einen Container gefüllt und der kostet dann statt der üblichen 20 PHP, stolze 50 PHP.
Die Tankstelle ist wieder in Betrieb, trotz des Generators sind die Spritpreise unverändert, wer jedoch mit einem Kanister für seinen Generator ankommt, bezahlt für das Auffüllen, statt der etwa 62 PHP per Liter, satte 120 PHP. Trinkwasser Container werden kurzerhand zu Benzinkanistern umfunktioniert.
CEBECO II sagt am Abend, dass alles repariert ist und sie nach letzten weiteren Überprüfungen am Dienstag um 13:00 Uhr den Strom einschalten werden.
21. Dezember 2021, Dienstag, Tag 5 danach:
Die Nachbarin kauft eine Globe SIM-Karte, die statt 20 PHP jetzt 85 PHP kostet.
Der Strom ist um 13:00 Uhr nicht zurück, dann müssen wir eben die sechste Nacht im Dunkeln verbringen.
Nach 18:00 Uhr verteilt der Compostela Bürgermeister, an jeden dessen Haus beschädigt ist und der sich in eine Liste eintragen ließ Essensrationen. Bestehend aus 5 Kilo Reis, 3 Dosen Beefloaf, 2 Dosen Sardinas und 2 Nudelsuppen. Wer nicht aus dem Barangay hier stammt und sich trotzdem in die Liste eintragen hat, geht leer aus, weil er sich auch in einer anderen Liste eingetragen hat, wo er aus demselben Grund ebenfalls leer ausgeht. Statt mehrmals absahnen, gibt es deshalb eben gar nichts.
22. Dezember 2021, Mittwoch, Tag 6 danach:
Die Müllabfuhr kommt nicht wie üblich in der Früh, die sind noch mit der Müllentsorgung am Markt beschäftigt.
CEBECO II verspricht für den Abend Strom, es wird aber wieder nichts.
Im benachbarten Danao City haben sie inzwischen wieder in einigen Stadtbezirken Strom.
23. Dezember 2021, Donnerstag, Tag 7 danach:
CEBECO II kommt schon am Vormittag, mit zahlreichen Leuten.
Ich kann am späten Nachmittag mit Smart einen Text absenden, Mobilfunk ist aber mit 1,5 KBs weiter nicht.
Im Ortszentrum von Compostela gibt es in der Nacht Strom.
24. Dezember 2021, Freitag und Weihnachten, Tag 8 danach:
Handy Signal ist früh wieder weg.
Die Pandemie ist wie verflogen, nur sehr wenige tragen noch Gesichtsmasken. Die Zahl der Impfgegner ist hier sehr groß, angefangen beim Barangay-Captain. Ohne News und den COVID-19-Zahlen existiert die Krankheit offensichtlich nicht mehr.
Die Preise steigen weiter ins Uferlose, so kostet jetzt ein Container Trinkwasser, nicht mehr 50 PHP, sondern 80 PHP, Normalpreis wäre 20 PHP. Gemüse wird jetzt nicht mehr per Kilo, sondern per Stück verkauft. Eine kleine etwa Ei große Kartoffel kostet jetzt 10 PHP, auf die Waage gelegt ergibt das 500 PHP per Kilo, während eine noch kleinere grüne Tomate stolze 25 PHP kostet, was sagenhaften 1.000 PHP per Kilo entspricht.
Wir kaufen eine Globe SIM-Karte, statt 20 PHP wurde sie am Dienstag schon für 85 PHP verkauft und kostet jetzt bereits 120 PHP.
Um 14:53 Uhr ist es dann so weit, wir haben nach 8 Tagen endlich wieder Strom, der aber um 17:15 Uhr wieder weg ist, um 17:50 Uhr kommt der Strom dann doch wieder und bleibt.
Unser Internet-Provider schätzt, dass wir bis Mitte oder Ende Januar wieder Internet haben, bis dahin müssen wir mit dem sehr gemächlichen Mobildata arbeiten.
Es wird sicher noch einige Zeit vergehen, bis sich alles wieder normalisiert. – KR
Ich kann dir gar nicht sagen, wie ich mich freue von dir zu lesen ….
Trotz allem „Hurra, wir leben noch“
Schön zu lesen, dass es euch – den Umständen gemäß – gut geht!
Hoffe, dass ich euch mit meinen gesammelten Nachrichten nicht zu sehr „ins Konzept gepfuscht“ habe, aber die Zahlen der Seitenaufrufe (über 3.200) zeigten, dass meine „Updates“ zum Taifun Odette/Rai wohl gelesen wurden und vielen willkommen waren.
Immerhin habt ihr wieder Strom. Consolacion, zumindest im Bereich Tayud, (Versorger VECO) hat noch keinen…
Ich wünsche euch trotz der schlimmen Situation auf Cebu „fröhliche Weihnachten“!
Thomas
Die meisten der erst kürzlich errichteten DITO Mobile Towers haben statt eines Generators nur noch „Back-up-Batterien“, weshalb diese auch die ersten waren, die ausfielen und nicht mehr reaktiviert werden konnten, solange die Stromversorgung unterbrochen war… Ansonsten bietet DITO derzeit wohl die schnellsten mobilen Internetverbindungen.
“ … Ansonsten bietet DITO derzeit wohl die schnellsten mobilen Internetverbindungen … “
Meines Wissens unterstützt DITO im Gegensatz zu anderen Anbietern ausschließlich 4G, ältere / langsamere Standards bleiben bei Dito außen vor, von daher ist die „höhere Geschwindigkeit“ DITO’s mit etwas Vorsicht zu genießen.
Schön wieder etwas von Euch zu lesen und ich hoffe das die Dinge sich bald wieder etwas normalisieren, in diesem Sinn noch frohe Weihnachten
Es ist sooooo toll wieder von Euch etwas zu hören/lesen. Gott sei Dank geht es Euch gesundheitlich gut, die materiellen Dinge sind ersetzbar.
Euch trotz aller Probleme ein besinnliches Weihnachtsfest und bitte, passt auf Euch auf.
Thomas Dir DANKE 👍👍👍👍
Es grüßt Euch Euer Werner aus Straubing
HINWEIS:
Da der Autor dieser Webseite, Klaus Raab aus Compostela, doch noch nicht – wie erhofft – seine Berichterstattung wieder voll und bekannt zuverlässig aufnehmen konnte, habe ich als Kommentar auf der Seite „Taifun Odette Sturmsignal 4 – Update #11“ noch einmal die Meldungen der letzten 24 Stunden aus den Philippinen für den Bereich der Visayas zusammengefasst.
Gott sei Dank geht es bei euch wieder so einigermaßen und euch ist nichts weiter passiert.
Für alle, die weiterhin über den “Stand der Dinge” nach dem Taifun Odette/Rai informiert bleiben wollen, setze ich meine Zusammenfassungen über die Situation vor Ort auf der Webseite
http://www.delarea.asia/ty-odette
fort. Es gibt KEINE Cookies dort und auch keinen Zähler der Seitenaufrufe!
Ich habe mir große Sorgen gemacht. Ich lese Ihre Seite jeden Tag. Es tut mir jedes Mal im Herzen weh die Menschen auf den Philippinen leiden zu sehen, hinzu kommen jetzt wieder steigende COVID-19 Fälle.
Gern würde ich bei Wiederaufbau helfen, kann aber nur Geld spenden, was ein Tropfen auf dem heißen Stein ist. Ich wünsche Ihnen und allen Menschen die betroffen sind alles gute für das neue Jahr und beten wir zum Lieben Gott das bald wieder Normalität in dieses wunderschöne Land zurückkehren wird.
Viele Grüße aus dem fernen Berlin (Germany)
Thomas
Ich möchte mich hier einmal herzlich für die Nachrichten und Berichte bedanken und wünsche allen das Beste.